Kleine Kobolde im Haus
von Janin Pisarek
Kennst Du den Pumuckl? Serien, Hörspiele und Bücher erzählen von dem kleinen rothaarigen Kobold. Er lebt beim Schreinermeister Eder, an dessen Leimtopf er kleben geblieben ist. Laut »Koboldgesetz« muss er von nun an bei ihm leben. Der Nachfahre der Klabautermänner liebt glitzernde Gegenstände, Pudding und Unordnung. Doch besonders bekannt ist er für seine Streiche.
Aber woher kommt dieser rote Kerl, der den Haushalt von Meister Eder aufmischt? Dieser stammt aus der Feder der Kinderbuchautorin Ellis Kaut. Bei ihr handelt es sich um eine echte Künstlerin, die nicht nur diesen kleinen Kobold 1962 geschaffen hat, sondern die auch viel malte und fotografierte. Rund 100 Geschichten schuf sie. Noch heute erinnert ein Museum im bayerischen Ohlstadt an ihr Schaffen. Doch verbirgt sich hinter dem frechen Kobold mehr, als nur eine Kinderbuchfigur?
Kobolde gibt es wirklich, naja, glaubt man zumindest den jahrhundertelangen Überlieferungen unserer Vorfahren. Bauwerke, Sagen und Überlieferungen des Volksglaubens erzählen uns von Kobolden. Sie zählen wie einige andere Wesen zu den sogenannten »Hausgeistern«. Als ganz unterschiedliche Gestalten und unter verschiedenen Namen stellten sich die Menschen Hausgeister als Mitbewohner im Haus vor. Viele Geschichten erzählen uns noch heute, wie diese kleinen Helfer im Leben der Menschen gewirkt haben.
Vor allem aus dem Umfeld der Menschen, die auf dem Land lebten und im bäuerlichen Bereich abhängig vom Wetter und den Jahreszeiten waren, stammen viele der Geschichten. Doch was machen diese kleinen Gestalten eigentlich? Spielen sie auch Streiche wie unser Pumuckl? Vielleicht …
Schauen wir in die Geschichten unserer Vorfahren, finden wir die Hausgeister, also Kobolde, Wichtel, Moosweibchen, feurige Hausdrachen und Geldmännlein, als Helfer, die dem Wohl und Gedeihen von Haus, Hof und der Familie dienen. Zum Beispiel schützen sie vor Unfällen oder warnen vor Feuer. Sie verrichten Arbeiten im Haus, mahlen Mehl, putzen oder füttern und pflegen die Tiere im Stall. Das klingt richtig gut, oder? Doch wie der Pumuckl, der dafür Essen und einen schönen Schlafplatz benötigt, fordern auch die Wesen der Erzählungen von den Menschen ein bestimmtes Verhalten.
Der Mensch darf ihre Hilfe nicht missbrauchen. So soll er keinen unnötigen Lärm machen, fluchen, zu faul oder neugierig sein. Auch essen und trinken müssen die Hausgeister, genauso wie wir. Ähnlich dem Pumuckl sind die Kobolde der Sagen an ein Haus oder eine Familie gebunden. Ist man gut mit dem Kobold und beachtet die Regeln, hilft er. Gerne ist er auch mal zu Scherzen aufgelegt. Kobolde können sich nicht nur unsichtbar machen wie der Pumuckl, sondern sind wahre Verwandlungskünstler. Als Tier oder Gegenstand, wie zum Beispiel eine Feder, tollen sie im Haus herum. Pro Haus gibt es immer einen Kobold, während die Wichtel selten alleine kommen. Diese kleinen Männchen und Weibchen bereichern den Haushalt, doch behandelt der Mensch sie schlecht oder hält sich nicht an ihre Regeln, verschwinden sie oder treiben gefährlichere Streiche. Somit sind sie eigentlich Aufpasser, die nicht nur das Haus und alles drumherum pflegen, sondern auch zeigen, wie wir Menschen uns richtig verhalten sollen. Gutes Benehmen und Respekt belohnen sie.
Ist das nicht ein schöner Gedanke, dass kleine Wesen über uns wachen und unser Leben besser machen?